Von Gabrielle Bodel & Lukas Adamski
Jeden Freitag demonstrieren weltweit Jugendliche, um das fehlende Engagement der Regierungen im Kampf gegen den Klimawandel aufzuzeigen. Neben den Politiker*innen stehen aber auch Unternehmen in der Kritik. Denn einige Unternehmen sind eine der Hauptquellen für CO2-Emissionen und es wird bemängelt, dass sie nur ungenügend auf die Gefahren des Klimawandels eingehen. Interessant ist dabei, dass für Unternehmen bereits unterschiedliche Richtlinien und Empfehlungen zur angemessenen Reaktion auf den Klimawandel entworfen wurden. Eines dieser Rahmenwerke entwickelte die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD).
Die TCFD fordert eine transparente Betrachtung klimabedingter Risiken
Die Folgen des Klimawandels und der allgemeinen Umweltzerstörung werden von den Risikoexpert*innen des Weltwirtschaftsforums als eine der größten Gefahren für die weltweite Ökonomie bewertet. Die klimabedingten Risiken lassen sich dabei in zwei Arten unterteilen. Zum einen bestehen physische Risiken durch die direkten Folgen des Klimawandels. Andererseits existieren sogenannte Transition-Risiken, die indirekt durch den Umbau der Wirtschaft hin zu einer nicht-fossilen Wirtschaft entstehen. Um diesen Risiken entgegenzutreten, beauftragte die G20 den Finanzstabilitätsrat (FSB), diese Risiken genauer zu untersuchen. Die für diesen Anlass gegründete TCFD veröffentlichte vor zwei Jahren Empfehlungen, wie auf klimabedingte Risiken reagiert werden soll.
Diese Empfehlungen wurden vom FSB in einem Rahmenwerk festgehalten. Das hierbei angestrebte Ziel besteht in der freiwilligen Offenlegung der klimabedingten Risiken, sodass sich Investor*innen und Stakeholder*innen über mögliche finanzielle Auswirkungen dieser informieren können. Mit anderen Worten: Klimarisiken sollen transparent kommuniziert werden, damit diese in Investitionsentscheidungen beachtet werden können. Hierdurch sollten in den Unternehmen, so die Hoffnung, neue und effizientere Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels umgesetzt werden. Dies soll dabei helfen, auch für die nächsten Jahrzehnte eine finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Das freiwillige Rahmenwerk umfasst einige Themenbereiche, wie z. B. Governance, Strategie, Risikomanagement sowie die Dokumentation und Auswertung der umgesetzten Maßnahmen. Die Empfehlungen der TCFD wurden dabei so gestaltet, dass sie sowohl von Organisationen des finanziellen als auch des nicht-finanziellen Sektors umgesetzt werden können. Nach zwei Jahren stellt sich die Frage, wie der Erfolg der TCFD zu bewerten ist. Wurden die Empfehlungen der TCFD von Organisationen umgesetzt?
Viele Vorteile, aber begrenztes Engagement
Für Unternehmen bestehen auch ökonomische Argumente, das Rahmenwerk der TCFD anzuwenden. Denn eine transparentere Kommunikation klimabedingter Risiken bedeutet gleichzeitig eine höhere Transparenz gegenüber potenziellen Kund*innen und Investor*innen. Durch die hieraus resultierende notwendige Beachtung der Risiken in der allgemeinen Unternehmensstrategie sinkt die Gefahr, falsche Geschäftsentscheidungen zu treffen. Gleichzeitig bietet eine proaktive Unternehmensstrategie die Chance, sich auf dem Markt als modernes und zukunftsfähiges Unternehmen zu präsentieren.
Allerdings ist festzustellen, dass die Anforderungen der TCFD bisher nur von einer Minderheit der Unternehmen umgesetzt wurden. Ein gemeinsamer Bericht vom Climate Disclosure Standards Board (CDSB) und Carbon Disclosure Project (CDP) zeigt außerdem auf, dass die Unterschiede zwischen Sektoren und Regionen bisher nicht behoben werden konnten. Die Mehrheit der Unternehmen sind sich zwar der Klimarisiken bewusst, jedoch trat die Umsetzung von expliziten Maßnahmen bisher nicht in dem gewünschten Umfang ein:
„This report shows that companies continue to demonstrate a significant gap between identifying and owning climate-related risks and opportunities and acting strategically to tackle them.“
Ready or not: Are companies prepared for the TCFD recommendations?
Zeit für Taten
Um diese Herausforderungen zu meistern, können Unternehmen externe Spezialist*innen engagieren. Um Unternehmen bei der Implementierung von Nachhaltigkeitsaspekten zu unterstützen, bieten spezialisierte Agenturen Beratungsdienstleistungen im CSR- und ESG-Bereich an. Neben diesen gibt es weitere Unterstützungsinitiativen. So hat die UNEP Finance Initiative z. B. ein neues interaktives Werkzeug entwickelt, mit dem Portfolios auf Klimarisiken analysiert werden können. Auch die TCFD hilft, indem sie einen Bericht über die effektivsten Praktiken zur Implementierung des TCFD-Rahmenwerks veröffentlichte. Durch Anwendung dieser Instrumente sollte auch den bisher untätigen Unternehmen der Schritt in eine transparentere Zukunft leichtfallen. Es ist Zeit, zu handeln.
Quellen:
- Task Force on Climate-related Financial Disclosures; Overview of Recommendations, 2017
- CDSB & CDP; Ready or not: Are companies prepared for the TCFD recommendations, 2018
- TCFD: Plus de 500 organisations soutiennent les principes de transparence sur les risques financiers liés au climat, 2018, Novethic
- A beginners’s guide to TCFD, 2018, Superunion
- Pilot project on implementing the TCFD recommendations for investors, UNEP Finance Initiative