26. Januar 2023

Premiere: Second Party Opinion für erste deutsche soziale Gemeinschaftsanleihe

Interview mit den beteiligten Förderbanken

„Besonders dankbar sind wir für die zeitliche Flexibilität, da wir unsererseits den Start der Beurteilung verschieben mussten, aber trotzdem einen engen Zeitplan einhalten wollten. Die Zusammenarbeit war stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.“

Im August 2022 erstellte imug rating die Second Party Opinion (SPO) für die erste deutsche soziale Gemeinschaftsanleihe. Die Emittenten, die Förderbanken der Länder Brandenburg, Hamburg und Rheinland-Pfalz, hatten die Anleihe im September am Kapitalmarkt platziert. Die Erlöse dienten der Refinanzierung von Projekten im Bereich sozial geförderten bezahlbaren Wohnraums. Wir haben mit Bernd Wulff (Hamburgische Investitions- und Förderbank, IFB Hamburg), Jochen Armbrust (Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz, ISB) und Jork Volkmer (Investitionsbank des Landes Brandenburg, ILB) über den Prozess, Herausforderungen und Learnings gesprochen.

imug rating: Die soziale Gemeinschaftsanleihe Ihrer drei Förderbanken ist die erste ihrer Art am nachhaltigen Finanzmarkt. Was genau macht die Gemeinschaftsanleihe besonders und inwieweit grenzt sie sich von anderen Anleihen ab?

Förderbanken: Auch unabhängig vom sozialen Aspekt ist es die erste gemeinsame Emission von mehreren deutschen Kreditinstituten. Da jedes Institut nur für seinen Anteil an der Anleihe haftet, funktioniert das nur bei vergleichbarem Geschäfts- und Risikomodell der einzelnen Institute. Beides ist bei uns Förderbanken gegeben und da wir von unseren Anteilseignern – den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hamburg und Brandenburg – garantiert werden, haben wir uns am Vorbild der Gemeinschaftsanleihen der Bundesländer orientiert. Um auch den sozialen Finanzierungszweck der Anleihe möglichst vergleichbar darstellen zu können, haben wir uns auf den sozialen Wohnungsbau in den einzelnen Bundesländern fokussiert.

imug rating: Warum haben Sie sich für eine Gemeinschaftsanleihe und nicht für individuelle Emissionen entschieden?

Förderbanken: Landesförderinstitute werden grundsätzlich mit nachhaltigen Aufgaben betreut. Unser Motto ist jedoch, dass Nachhaltigkeit nicht an Ländergrenzen endet. Bezahlbarer Wohnraum ist ein länderübergreifendes Anliegen. Sowohl die Hamburgische Investitions- und Förderbank als auch die Investitionsbank des Landes Brandenburg hatten bereits erfolgreich Social Bonds im Volumen von bis zu 250 Mio. EUR emittiert. Die Investorennachfrage nach diesen Bonds überstieg jeweils das Emissionsvolumen, sodass die Investoren nach Emissionen im Benchmark-Volumen nachfragten. Über das Geschäftsvolumen unserer regional tätigen Institute ist das leider nicht darstellbar. Daher ist die Idee entstanden, die Kapazitäten mehrerer Förderbanken für eine Gemeinschaftsanleihe im Benchmark-Volumen zu bündeln.

imug rating: Wie war das Feedback am Markt zu der sozialen Gemeinschaftsanleihe?

Förderbanken: Wir haben in einem ersten Market-Sounding die Idee einer Gemeinschaftsanleihe mit mehreren am Anleihemarkt etablierten Banken diskutiert und das Feedback war sehr positiv. Nach Abschluss aller Vorarbeiten konnten wir die Anleihe dann im September erfolgreich am Markt platzieren. Besonders gefreut hat uns der hohe Anteil an ausländischen Investoren, deren Nachfrage im Vergleich zu früheren Emissionen spürbar angezogen ist. Es gab auch Investoren, die sich gern beteiligt hätten, aber es aufgrund fehlender Limite für das Gemeinschaftskonstrukt nicht konnten.

imug rating: Wie sah der Prozess von der Idee bis zur Emission aus?

Förderbanken: Die Idee ist bereits in 2021 entstanden. Da es bisher keine Gemeinschaftsanleihe mehrerer Banken gab, mussten einige technische Fragen vorab geklärt werden. Dafür wurden institutsübergreifende Arbeitskreise gebildet, um in rechtlichen Fragen sowie bei der Abwicklung und den aufsichtsrechtlichen Meldungen eine gemeinsame Perspektive zu schaffen und die Herausforderungen zusammen zu lösen. Zusätzlich mussten wir uns zu diversen Themen verständigen, die bei Anleiheemissionen i. d. R. selbstverständlich dazugehören, aber im Verbund dreier Förderbanken auch erstmal aufeinander abgestimmt werden müssen. Das sind z. B. Fragen des Credit-Ratings, der Auswahl der Konsortialbanken, das Marketing sowie in Bezug auf den Social Bond die Ausschreibung und Auswahl einer geeigneten Gesellschaft zur Erstellung der Second Party Opinion (SPO) ebenso die Abstimmung der Frameworks aufeinander. Erst als klar war, dass die technischen Fragen gelöst werden, konnten wir die SPO in Auftrag geben.

imug rating: Was für Herausforderungen sind Ihnen im Prozess begegnet und wie sind Sie damit umgegangen?

Förderbanken: Herausforderungen in einem solchen Gemeinschaftsprojekt sind zwangsläufig normal. Entscheidend ist, dass wir stets gute Lösungen gefunden haben. Dazu bedurfte es einer vertrauensvollen und zielführenden Zusammenarbeit zwischen den drei Förderbanken in vielen Bereichen auch außerhalb des Kapitalmarkts. Diese Zusammenarbeit hat wunderbar funktioniert und dafür sind wir allen Beteiligten dankbar.

imug rating: Sie haben sich für imug rating als SPO-Anbieter entschieden. Was war für Sie hierfür ausschlaggebend?

Förderbanken: Für uns spielten die deutsche Kommunikation und Verständnis für das Aufgabenfeld von deutschen Förderbanken eine sehr zentrale Rolle. Beides sahen wir von imug rating erfüllt. Außerdem war uns schnell klar, dass aufgrund der Unterschiede in der Förderung von sozialem Wohnungsbau in unseren Bundesländern ein gemeinsames zusammengefasstes Framework und Reporting nicht möglich sein wird. Deshalb waren wir sehr froh, dass imug rating bereit war, sowohl die SPOs der einzelnen beteiligten Förderbanken als auch eine zusammenfassende SPO für unsere Gemeinschaftsanleihe zu erstellen.

„Für uns spielten die deutsche Kommunikation und Verständnis für das Aufgabenfeld von deutschen Förderbanken eine sehr zentrale Rolle. Beides sahen wir von imug rating erfüllt.“

imug rating: Wie hat sich die Zusammenarbeit mit imug rating gestaltet?

Förderbanken: Der Beurteilungsprozess war sehr strukturiert und nachvollziehbar und die Kommunikation mit den Analyst*innen war angenehm und zielführend. Besonders dankbar sind wir für die zeitliche Flexibilität, da wir unsererseits den Start der Beurteilung verschieben mussten, aber trotzdem einen engen Zeitplan einhalten wollten. Die Zusammenarbeit war stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.

imug rating: Was können Sie Emittenten, die auch eine Gemeinschaftsanleihe begehen wollen, mit auf den Weg geben?

Förderbanken: Darauf möchten wir mit einem Zitat unbekannter Herkunft antworten. „Alle sagten: Das geht nicht! – Dann kam einer, der wusste das nicht und hat‘s einfach gemacht.“


Haben auch Sie Interesse an einer Gemeinschaftsanleihe oder brauchen Sie Unterstützung bei der Strukturierung von Ihrem innovativen Kapitalmarktvorhaben? Mit unserer Expertise bei der Erstellung individueller Lösungen beraten wir Sie gerne!

Weitere Informationen zu unserer Second Party Opinion zur ersten deutschen sozialen Gemeinschaftsanleihe finden Sie hier.

Unsere Interviewpartner

Bernd Wulff, Abteilungsleiter Treasury Hamburgische Investitions- und Förderbank – Die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) ist die zentrale Anlaufstelle für Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen in Hamburg und berät zu allen Förderangeboten der Stadt, des Bundes und der EU.

Jochen Armbrust, Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) – Die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) mit Sitz in Mainz unterstützt das Land bei der Umsetzung der Wirtschafts-, Struktur- und Wohnraumförderung.

Jork Volkmer, Treasury Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) – Die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) mit Sitz in Potsdam unterstützt das Land und andere öffentliche Träger bei der Förderung öffentlicher und privater Investitionsvorhaben in den Bereichen Wirtschaft, Arbeit, Infrastruktur und Wohnungsbau.

Christina Tyca

Christina Tyca

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