Markus Grünewald arbeitet als Head of Research bei imug rating. In seinen mehr als 20 Jahren Berufserfahrung in der Nachhaltigkeitsanalyse von Unternehmen wirkte er in einer Vielzahl nationaler und internationaler Projekte in den Bereichen ESG Research, Sustainable Finance und nachhaltiger Konsum mit. Außerdem arbeitete er über drei Jahre bei der Bayer AG im Konzernbereich Nachhaltigkeit. Markus Grünewald ist ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler mit Schwerpunkt Umweltmanagement.
Woran arbeitest Du jetzt gerade bzw. was ist dein Schwerpunkt?
Um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas weiter zurückgehen, und zwar zu den Anfängen von imug rating. Ich startete dort 1998 als Analyst – damals hieß das noch Projektmitarbeiter – und habe das Projekt „Sozial-ökologischer Unternehmenstest als Verbraucherinformation“ unterstützt und mitgestaltet. Mit diesem unmittelbar mit der Gründungsidee des imug verbundenen Projekt wurde das CSR- und Nachhaltigkeitsrating in Deutschland erfunden.
Auf diesen damaligen Vorreiter der heutigen ESG-Ratings am Markt für Sustainable Finance folgten ab 1999 bereits Umweltrecherchen in Kooperation mit der damaligen Nachhaltigkeits-Ratingagentur EIRIS (heute Teil von Moody’s ESG Solutions) für DAX-Unternehmen. Anfang der 2000er Jahre kam die Weiterentwicklung des Unternehmenskonzepts in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Verein für Konsumenteninformation und der Stiftung Warentest zum integrierten CSR- und Produkttest.
Seit 2018 bin ich Head of Research bei imug rating und verantwortlich für die Durchführung unserer maßgeschneiderten Nachhaltigkeitsratings. Ich koordiniere unsere Research-Projekte im Investoren- und Emittenten-Bereich und betreue die stetige Weiterentwicklung unserer bedarfsorientierten Lösungen in diesen beiden Geschäftsfeldern. Außerdem kümmere ich mich um das Qualitätsmanagement.
Kurz: Ich war von Anfang an dabei und verstehe mich heute als ein Allrounder bei imug rating.
Warum hast Du einen Beruf mit dem Fokus Nachhaltigkeit gewählt?
Mein beruflicher Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit war nicht vorprogrammiert. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen zur unternehmerischen Verantwortung nahm erst im Studium Fahrt auf. Damals gab es allerdings noch keine expliziten CSR- oder Nachhaltigkeitsstudiengänge. Ein Seminar, das Fragestellungen in den Bereichen Umweltmanagement und -ökonomie nachging, verschaffte mir die ersten Einblicke. Von diesem Zeitpunkt an interessierte ich mich nicht nur für die umweltbezogenen Zahlen, Daten und Fakten auf analytischer Ebene, das Thema Umweltschutz fand auch Einzug in mein Privatleben.
Heute bin ich Überzeugungstäter, kenne mich in vielen nachhaltigkeitsbezogenen Themenbereichen gut aus und versuche durch die Analystenbrille die Probleme ganzheitlich zu verstehen und umzusetzen.
Was ist dein persönlicher Klimakiller und dein Beitrag, um dem entgegenzuwirken?
Es existieren zahlreiche Belege dafür, dass sich auf Unternehmensebene bereits vieles in Sachen CSR gebessert hat. Aber: Der aktuelle Zustand der Welt zeigt, dass die bisherigen Bemühungen längst nicht ausreichen. Klima, Biodiversität, globale soziale Gerechtigkeit – alles Themen, bei denen ich das Glas eher halb leer als voll sehe und wirklichen globalen Fortschritt vermisse.
Eigentlich müssten wir die großen Themen priorisieren, anstatt uns mit kleinen Erfolgen zufrieden zu geben. Die Gesellschaft braucht beispielsweise strengere politische Leitplanken, die Internalisierung von Umweltkosten oder eine wirksame Klima- und Ressourcenbesteuerung. Die Menschen müssen viel stärker wachgerüttelt werden. Eine halbherzige Klimabesteuerung oder die Aktivierung des Finanzmarktes durch Sustainable Finance sind hier nicht das Allheilmittel.
Um konkret etwas zu verändern, müssen wir alle an unserem Lebensstil arbeiten und die wirklich nachhaltigen Alternativen in allen Lebensbereichen priorisieren.