15. Januar 2018

Green Bonds: Nicht alles im grünen Bereich

Gastbeitrag im Fachmagazin portfolio institutionell

Standards gegen Green Washing

Grüne und nachhaltige Anleihen bilden ein boomendes Segment des Anleihemarktes: Die weltweiten Emissionen für diese relativ neue Finanzierungsmöglichkeit für Unternehmen wächst kontinuierlich und hat für 2017 laut der Climate Bonds Initiative erstmalig ein Volumen von 100 Milliarden Dollar überschritten.

Green Bonds versprechen, ausschließlich Projekte zu finanzieren, die einen Beitrag zur Nachhaltigen Entwicklung leisten. Dieses Versprechen lockt Investoren, die sich selbst einer nachhaltigen Anlagepolitik verschrieben haben. Was genau sich hinter einem „Green Bond“ verbirgt beziehungsweise verbergen sollte, ist derzeit aber nicht klar geregelt. Um hier keinen Vertrauensverlust bei Investoren zu erleiden und dem Vorwurf des Green Washing zu begegnen, bedarf es anerkannter Standards, nach denen Green Bonds bewertet werden können und unabhängige Prüfer, die diese Bewertung durchführen. Diesem Verständnis folgend, haben sich Anfang 2014 eine Reihe von Emittenten, Emissionsbanken und Investoren zusammengeschlossen und die Green Bond Principles (GBP) entwickelt: Dieser meistverbreitete, freiwillige Standard umfasst vier Kernpunkte: die Verwendung der Emissionserlöse, den Prozess der Projektbewertung und -auswahl, das Management der Erlöse und die Berichterstattung.

Eine Reihe von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen – darunter auch die führende europäische Agentur Vigeo Eiris – haben dieses Thema schnell für sich entdeckt und diesen Prozess aktiv mitgestaltet. Sie fertigen sogenannte Second Party Opinions (SPOs) zu Green Bonds in Übereinstimmung mit den GBP an. Diese Zweitmeinungen von unabhängigen Dritten sollen zur Transparenz und dadurch zu einer stärkeren Glaubwürdigkeit von Green Bonds beitragen, auch um deren Marktentwicklung langfristig zu stabilisieren. In den Vigeo Eiris-SPOs, die für deutschsprachige Emittenten in Zusammenarbeit mit imug rating durchgeführt werden, wird zusätzlich zur Emission auch der Emittent selbst bewertet. Dies bietet Investoren eine breite Informationsbasis für die Investitionsentscheidung. Durch die Analyse und Bewertung sowohl der ESG-Aktivitäten des Emittenten als auch der Verwendung der Emissionserlöse kann differenziert entschieden werden: Soll primär ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung geleistet werden, indem beispielsweise Umwelttechnologien gefördert werden? Oder sollen Investments auch wirklich nur an Emittenten fließen, die auch als Unternehmen eine gute Nachhaltigkeitsperformance vorweisen? Ähnlich wie der Markt für Green Bonds steckt auch die Bewertung und Berichterstattung dazu noch in den Anfängen. Hier gilt es, die begonnene Standardisierung voranzutreiben und wesentliche Aspekte, wie den tatsächlichen Impact der finanzierten Projekte, in der Bewertung und Berichterstattung zu etablieren. Nur so lässt sich das Vertrauen der Investoren festigen und nur so kann ein echter Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden.


Dieser Beitrag erschien zuerst in der Rubrik „Green Bonds: Nicht alles im grünen Bereich“ der portfolio institutionell (Ausgabe 01/2018).

Dr. Annika Thorns

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