1. September 2017

ESG – Raising Standards

Gastbeitrag im Fachmagazin portfolio institutionell

Sustainable Finance: The next Level

Auch langjährige Marktteilnehmer reiben sich derzeit verwundert die Augen: In den vergangenen neun Monaten hat sich die Zahl der Aktivitäten und Initiativen rund ums nachhaltige Investieren rasant erhöht, gleichzeitig lässt sich unter der „neuen“ Überschrift „Sustainable Finance“ eine bemerkenswerte Bedeutungserweiterung des Themas beobachten. Es geht heute nicht mehr nur um die Wertsetzungen und Anlagepolitiken einschlägiger Investorengruppen, die sich aus unterschiedlichen Motiven ethisch-nachhaltig positionieren oder zukunftsfeste Portfolien entwickeln wollen. Vielmehr gilt eine nachhaltige Finanzwirtschaft nun allenthalben als Schlüssel zu einer notwendigen nachhaltigen Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft.

So hat die EU-Kommission Ende 2016 eine sogenannte „High-Level Expert Group on Sustainable Finance“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, eine umfassende EU-Strategie zur Integration des Themas Nachhaltigkeit in die Finanz- und Wirtschaftspolitik der Europäischen Union zu entwickeln. Ende dieses Jahres werden die Experten ihre finalen Empfehlungen abgeben, die ab 2018 seitens der Kommission umgesetzt werden sollen. Die wachsende Bedeutung eines passenden regulativen Rahmens spiegelt sich auch in den aktuellen Empfehlungen der PRI wider: In ihrer Mitte 2017 veröffentlichten „Roadmap für Deutschland“ wird insbesondere eine stärkere Führungsrolle von Politik und Regierung angemahnt. Den aktuellen Stand der Debatte in den politischen Parteien in Deutschland hat der Branchenverband Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in seinen „FNG Wahlprüfsteinen 2017“ ermittelt und veröffentlicht.

Die deutschen Finanzmarkt-Akteure wollen aber offensichtlich nicht auf die Führungsrolle der Politik vertrauen. So wurde im Mai dieses Jahres auf Einladung der Deutschen Börse die Nachhaltigkeitsinitiative „Accelerating Sustainable Finance“ begründet. In einer sogenannten „Frankfurter Erklärung“ haben hier zahlreiche Finanzdienstleister, Ratingagenturen und NGOs ihre Absicht erklärt, gemeinsam nachhaltigere Infrastrukturen in der Finanzwirtschaft zu schaffen. Nahezu zeitgleich hatte auch der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) seine neue Initiative „Hub for Sustainable Financing“ gestartet, um zu diskutieren, ob und wie sich in Deutschland und Europa die Kräfte zum Thema Sustainable Finance bündeln lassen. Folgerichtig und begrüßenswert haben diese beiden Initiativen jetzt zusammengefunden: Die Deutsche Börse und der RNE haben im September bekanntgegeben, dass Nachhaltigkeitsaktivitäten im Finanzsektor künftig gemeinsam koordiniert und vorangetrieben werden sollen. Auch wenn abzuwarten bleibt, inwieweit all diese Initiativen zu faktischen Änderungen im Investmentmarkt führen werden: Das Thema Nachhaltige Investments erreichte dieses Jahr einmal mehr ein nächsthöheres Level.


Dieser Beitrag erschien zuerst in der Rubrik „ESG – Raising Standards“ der portfolio institutionell (Ausgabe 09/2017).

Axel Wilhelm

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