Der neue Blick nach vorne
Die Sustainable Development Goals (SDGs, zu Deutsch: Ziele für nachhaltige Entwicklung) sind politische Zielsetzungen der UN, die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Konkret handelt es sich um einen Katalog von 17 globalen Zielen und 169 konkreteren Unterzielen, die bis 2030 erreicht werden sollen. Im Unterschied zu ihren Vorgängern, den sogenannten Millennium Development Goals für Entwicklungsländer, gelten die SDGs für alle Staaten, und sie beziehen Wirtschaft und Gesellschaft nunmehr explizit mit ein – auch weil es zur Erreichung der Ziele massive Investitionen des Privatsektors braucht.
Seit ihrer Veröffentlichung vor zwei Jahren haben die SDGs eine phänomenale Entwicklung genommen – vermutlich auch Dank ihrer famosen grafischen Umsetzung! Unternehmen und Finanzwelt haben sich schnell mit den neuen SDGs angefreundet, nicht zuletzt wegen des Einbezugs ökonomischer Zielsetzungen. Teil der Wahrheit ist aber auch, dass die SDGs – zumindest auf der obersten Ebene – so allgemein formuliert sind, dass sich zunächst einmal nahezu alle Akteure ohne große Mühe darauf verständigen können. Für Investoren, die sich schon länger mit der ESG-Thematik befassen, ist der Wiedererkennungswert vieler SDG-Themen zudem recht groß. Viele der hier genannten Kriterien finden sich bereits als Nachhaltigkeitskriterien oder ESG-KPIs in bestehenden Anlagepolitiken und Nachhaltigkeitsratings wieder.
Es lässt sich aber dennoch von einer neuen Entwicklungsstufe sprechen, da nun sowohl Unternehmen als auch Investoren stärker als zuvor mit der Frage konfrontiert werden, worin denn nun ihr positiver Beitrag zur Erreichung nachhaltiger Entwicklungsziele besteht. Der Knackpunkt ist hierbei offensichtlich, wann und warum von einem positiven Beitrag gesprochen werden kann. Einzelne Unternehmen haben zwar schnell reagiert und bereits 2016 berichtet, welchen Beitrag sie (angeblich) zur SDG-Zielerreichung leisten. Und auch die Nachhaltigkeitsrating-Agenturen haben wie immer fix reagiert und neue Ansätze zur Bewertung des Themas entwickelt. Ebenso ergriffen erste Investoren die Initiative: Unter Schlagworten wie „SDG Investment Case“ oder auch „Sustainable Development Investments“ sind bereits einzelne Arbeitspapiere zur Investierbarkeit der SDGs im Umlauf. Derzeit wird in der Regel noch mit recht groben Näherungen gearbeitet, meist werden Umsatzanteile in bestimmten, vorgeblich nachhaltigen Geschäftsfeldern quantifiziert. Auch wenn hier nachzubessern ist: Die aktuelle Richtung stimmt! Stärker als je zuvor geht der Blick nach vorne, und mit den SDGs rücken die Leistung und insbesondere auch die tatsächliche nachhaltige Wirkung unternehmerischen Handelns in den Fokus.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Rubrik „Die 17 Sustainable Development Goals der UN in der Praxis“ der portfolio institutionell (Ausgabe 11/2017).