Von Tomke Tjaden
Im Bereich des nachhaltigen Investments gibt es verschiedenste Konzepte und Ansätze, um nachhaltige Emittenten zu ermitteln. Eines der innovativsten Konzepte ist der sogenannte Best-in-Progress-Ansatz. Doch was genau steckt dahinter?
Entscheidend ist die positive Entwicklung des Nachhaltigkeitsmanagements und ESG-Ratings
Der Best-in-Progress-Ansatz wurde von Rolf Häßler, Geschäftsführer des NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen in München, entwickelt. Mit diesem Konzept werden gezielt nur Unternehmen ausgewählt, die in den vergangenen Jahren ihre Nachhaltigkeitsperformance überdurchschnittlich deutlich verbessern konnten. Gemessen wird dies an den ESG-Ratings in den vergangenen drei bis vier Jahren. Entscheidend ist also nicht der im Nachhaltigkeitsbereich erreichte Status Quo, sondern vielmehr der Fortschritt eines Unternehmens auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
Der Best-in-Progress-Ansatz ist somit unter den Auswahl-Strategien eine geeignete Alternative zu den klassischen Best-in-Class- oder Best-of-Class-Ansätzen. Während beispielsweise beim Best-in-Class-Ansatz nur die Emittenten ausgewählt werden, die in der Nachhaltigkeitsperformance das höchste Niveau ihrer Vergleichsklasse erreicht haben, ist für den Auswahlprozess des Best-in-Progress-Ansatzes die Entwicklung der Nachhaltigkeitsperformance ausschlaggebend.
Vorteile einer dynamischen Betrachtung von Nachhaltigkeit
Die Ergebnisse einer Metastudie zu mehr als 2.000 Performance-Studien vom Hamburger Universitätsprofessor Dr. Alexander Bassen belegen, dass ein Großteil der bisherigen Studien nachhaltigen Investments im Vergleich zu konventionellen Anlagen ein neutrales bzw. besseres Risiko-Rendite-Profil zuspricht. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen bieten demnach tendenziell auch eine gute finanzielle Performance.
Grundannahme des Best-in-Progress-Ansatzes ist, dass es eine positive Korrelation zwischen dem finanziellen Erfolg eines Unternehmens und der Qualität seines Nachhaltigkeitsmanagements gibt. Unternehmen, die deutliche Fortschritte im Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen machen, sind daher auch unter finanziellen Gesichtspunkten besonders attraktiv. Mit dem Best-in-Progress-Ansatz ist es möglich, genau die Unternehmen zu identifizieren, die auf verschiedenen Feldern der Nachhaltigkeit die größten und schnellsten Fortschritte machen und somit eine besonders große und dynamische Anpassungskompetenz an eine nachhaltigere Zukunft unter Beweis stellen können. Des Weiteren berücksichtigt der Best-in-Progress-Ansatz, dass Veränderungen der Performance grundsätzlich besser zu analysieren und zu bewerten sind als ein absolutes Nachhaltigkeits-Niveau. Man kann den Ansatz jedoch auch mit anderen, wie beispielweise dem Best-of-Class-Ansatz kombinieren.
Hamburger Nachhaltigkeitsfonds als Vorreiter
Der Hamburger Nachhaltigkeitsfonds – Best in Progress folgt als weltweit erster Fonds dem Best-in-Progress-Ansatz und wurde mit dem FNG-Siegel ausgezeichnet. Die mit dem FNG-Siegel zertifizierten Fonds verfolgen einen professionellen und transparenten Nachhaltigkeitsansatz, dessen glaubwürdige Anwendung durch ein unabhängiges Audit der Universität Hamburg geprüft und durch ein externes Komitee überwacht wird.
„imug rating stellt die Nachhaltigkeitsdaten für unseren Hamburger Nachhaltigkeitsfonds bereit und übernimmt die anspruchsvolle Best-In-Progress Auswertung. Wir schätzen in der Zusammenarbeit insbesondere auch den persönlichen Service sowie die begleitende Unterstützung bei der Entwicklung und Vermarktung des Produktes.“
Tina Hecking von der Hamburger Sparkasse
Umsetzung des Best-in-Progress-Ansatzes am Beispiel des Hamburger Nachhaltigkeitsfonds
Basierend auf dem ESG-Rating auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten und einer Einteilung in vier Ratingstufen werden in einem ersten Schritt jene Unternehmen der Klasse mit den niedrigsten Bewertungen aussortiert. Dabei spielen eine Vielzahl von Indikatoren in insgesamt 38 Kategorien, wie beispielsweise Umweltschutz, sozialer Dialog oder Wirtschaftsethik, eine Rolle. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die im Anlageuniversum verbleibenden Unternehmen die Mindestanforderungen an ihre ESG-Qualität erfüllen.
Im zweiten Schritt wird das verbleibende Anlageuniversum von unseren Nachhaltigkeitsanalyst*innen auf bestimmte Ausschlusskriterien untersucht. Diese Ausschlusskriterien sind je nach Investor individuell definierbar. Beim Hamburger Nachhaltigkeitsfonds können beispielhaft Atomenergie, fossile Brennstoffe, Rüstungsgeschäfte oder Verstöße gegen den UN Global Compact genannt werden. Im dritten Schritt wird dann der Best-in-Progress-Ansatz angewendet. Damit sind nur die Emittenten für ein Investment zulässig, die in den ESG-Ratings der vergangenen Jahre die größten Fortschritte zu verzeichnen hatten. Für die Analyse bedarf es vor allem umfassende historische Daten, auf die imug rating durch die Verwendung der Datenbank des Kooperationspartners Vigeo Eiris (jetzt Moody’s ESG Solutions) Zugriff hat.
Maßgeschneidertes Nachhaltigkeitsresearch
Die Best-in-Progress-Auswertung ist ein Beispiel für maßgeschneidertes Nachhaltigkeitsresearch im Bereich Anlagestrategien und Produktentwicklung von imug rating.